Ein Bericht von Gunild Schulz-Gade
Aus politischen, religiösen und wirtschaftlichen Gründen verlassen viele Menschen ihre Heimatländer und streben unter anderem auch nach Europa. Die Dimension des Zustroms traf Deutschland im zurückliegenden Jahr relativ unvorbereitet. Wurden 2013 noch circa 127.000 Asylanträge gestellt, so stiegen diese im Folgejahr auf gut 200.000 und im Jahr 2015 auf knapp eine halbe Million. Insgesamt wurden im Jahr 2015 über eine Million Flüchtlinge in Deutschland registriert. Ihre Aufnahme stellt die Bundesländer, Städte und Gemeinden vor vielfältige Herausforderungen, die unter anderem von der Registrierung über die Unterbringung bis zur ärztlichen Versorgung reichen. Mit der veränderten Situation sind auch das Bildungssystem und hier in besonderer Weise die Schulen konfrontiert.
Vor diesem Hintergrund hat das Land Hessen zum Start des neuen Schuljahrs 399 Intensivklassen eingerichtet, in denen die Kinder zunächst einmal die deutsche Sprache erlernen sollen. Zur Unterstützung der in der Praxis Tätigen führte die Fachgruppe „Prävention und Soziales an Schulen“ unter der Leitung von Uwe Josuttis und in Kooperation mit der Serviceagentur am 08. März 2016 den Fachtag „Zugewanderte Kinder und Jugendliche in der Schule – Bildung-Integration-Teilhabe“ in Kassel durch. Ziel war es, Schulleitungsmitglieder, Lehrkräfte und sozialpädagogische Fachkräfte über grundständige Fragen der Zuwanderung zu informieren und ihnen in diesem Zusammenhang einen Austausch über pädagogische Herausforderungen und Aufgaben zu ermöglichen.
Der Fachtag wurde eröffnet mit einem Vortrag des Migrationsforschers Professor Dr. Haci-Halil Uslucan zu dem Thema „Was macht Zuwanderung mit uns und den Zugewanderten?“. Ausgehend von allgemeineren Überlegungen zur globalen Flüchtlingssituation zeigte er den quantitativen Zuwachs an Schülerinnen und Schülern mit Zuwanderungsgeschichte im schulischen Kontext auf, erörterte spezifische Formen ihrer Förderung und wies schließlich auf bisher zu wenig beachtete Begabungsressourcen und Potenziale dieser Kinder und Jugendlichen hin.
Anschließend konnten sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einem der Workshops vertiefend mit einem Aspekt des Tagungsthemas auseinandersetzen, so zum Beispiel zu den Punkten „Interkulturelle Gesprächsführung“, „Trauma und Schule“ oder „Vertrauen ist ein Prozess – Die Bildungsarbeit mit Romakindern und ihren Familien“. Die zahlreich besuchte Fortbildungsveranstaltung bot im letzten Teil ein „World-Cafe´“ an, in dem sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer nochmals mit praxisrelevanten Inhalten und Fragen, wie zum Beispiel „Zugewanderte Kinder und Eltern“, „Zugewanderte Kinder und Schule“ oder „Zugewanderte Kinder und Schulentwicklung“, austauschen konnten. Aufgrund der durchweg positiven Rückmeldung der Tagungsteilnehmerinnen und -teilnehmer möchte die Fachgruppe weitere Fortbildungen zu diesem Thema anbieten.
Autorin: Gunild Schulz-Gade, Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Hessen
Foto: Gunild Schulz-Gade
Datum: 06.04.2016
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