Die Entwicklung der Fortbildungsreihe „Gestärkt in der Ganztagskoordination arbeiten“

Stefan Clotz

Bei der Entwicklung der Fortbildungsreihe für Ganztagskoordinatorinnen und -koordinatoren hat mich vor allem der Blick auf die Arbeitsrealität auf dieser herausfordernden Position bewegt: Bundesweit erlebe ich in meiner Begleitung von Ganztagskoordinatorinnen und -koordinatoren, dass die hohe Verantwortung dieser Stelle in einem starken Widerspruch zu ganz viel Unklarheit über Aufgaben und Rolle steht, und zudem wenig Zeit, Raum und auch Macht zur Verfügung stehen.

Hinzu kommt die Belastung der Stelle durch unzählige Erwartungen unterschiedlichster Stakeholder im Ganztag. Je nach Interessenlage soll die Ganztagskoordination alle zusätzlichen Verwaltungsaufgaben erledigen, andererseits aber auch umfangreich konzeptionell die Schulen verwandeln – um am besten noch alle Widerstände im Kollegium brechen. Die Ausgestaltung der Stelle differiert auch in Hessen enorm. So gibt es Anstellungsverhältnisse bei der Schule und somit beim Land, aber eben auch bei den Kooperationspartnern der Jugendhilfe. Der unterschiedliche Durchgriff in die Schulgemeinschaft und auch das Ansehen in den Teams ist extrem heterogen. Unter diesen Vorzeichen wird deutlich, dass es eine „Fortbildung von der Stange“ mit möglichst vielen Best-Practice-Beispielen kaum zielführend sein kann, da die unterschiedlichen Bedingungen kaum Lösungen ermöglichen, die überall funktionieren.

Als Coach würdige ich mit dieser Fortbildung zunächst vor allem die Situation und Lage der Koordinatorinnen und -koordinatoren. Ganz klar war, dass eine eintägige Fortbildung wenig hilfreich sein wird. Eine Serie von Modulen erlaubt ein Zusammenwachsen der Lerngruppe und somit den unbezahlbaren kollegialen Austausch der Praktikerinnen und. Zudem können wir über einen längeren Prozess Entwicklungen verfolgen und im Idealfall sogar Lösungen überprüfen und erste Erfolge feiern.

Neben dem modularen Aufbau war mir als Coach wichtig, dass vor den praktischen Lösungen und somit dem „WIE?“ eine Auseinandersetzung mit dem „WARUM?“ stattfindet. Was nützen all die guten Lösungen im Ganztag, wenn die Koordinatorin oder der Koordinator bei deren Umsetzung persönlich untergeht? In den ersten Modulen geht es daher um Themen wie Identifikation, Motivation und die eigene Standfestigkeit. Auch Resilienz, Durchsetzungsfähigkeit, Rollenklarheit, Selbst- und Fremdwahrnehmung spielen eine Rolle. Besonders aber auch die eigene Idee von „gutem Ganztag“, auch um sich davor zu bewahren Dienerin oder Diener verschiedenster Interessen zu werden und daran zu zerbrechen.

Im zweiten Drittel der Ausbildung gehen wir dann in die Praxis, schauen nach Kommunikation und Organisation, aber auch ersten konkreten Gestaltungsideen. Das konkrete Tun mit einem gesunden Arbeitsstil zu verbinden, darum geht es dann zum Abschluss. Alle Module sind so aufgebaut, dass immer ein guter Mix aus fachlichem, wissenschaftlich basiertem, Input, Einzelaufgaben, Reflexion und kollegialem Austausch stattfindet. Um den Zugang möglichst niedrigschwellig zu gestalten haben wir uns für ein Online-Angebot entschieden. Hier gibt es inzwischen, insbesondere auch durch die Verwendung von TaskCards, viele gute kollaborative Möglichkeiten.

Um den so wichtigen informellen Austausch, der sonst an der Kaffeetheke stattfindet, zu ermöglichen, bieten wir nach der zweistündigen Fortbildung immer noch für eine weitere Stunde verschiedene digitale Räume zur Begegnung an. Jedes Modul wird durch ein Handout begleitet, welches im Idealfall als guter Arbeitsbegleiter die Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Alltag stärkt.

Stefan Clotz

Stefan Clotz ist ausgebildeter systemischer Management Coach.

Er wohnt in Hamburg und arbeitet seit über einem Jahrzehnt bundesweit im Coaching von Ganztagsschulen auf allen Ebenen, von der Begleitung von Ministerien bis hin zu Konferenzen mit den Schulteams vor Ort.

Sein Credo: „An erster Stelle steht die Gesundheit der Protagonisten. Motivation und Freude in der Gestaltung ermöglichen erst nachhaltige Veränderungen.

Im weiteren Ausbau, insbesondere der Ganztags-Grundschulen, sollte die Kindorientierung vor den Interessen der Erwachsenen stehen.“

Für mehr Informationen: www.cbtc.de