Ein Bericht von Gunild Schulz-Gade
„Blick auf mehr“ versprach der diesjährige Ganztagsschulkongress in der Bundeshauptstadt, der am 6. und 7. Dezember 2013 stattfand. Mit etwa 1.300 Teilnehmer/innen feierte einer der bedeutendsten Ganztagsschulkongresse im deutschen Sprachraum in diesem Jahr sein 10-jähriges Jubiläum.
Aus unterschiedlichen Perspektiven ging es um Rückblick, Standortbestimmung und Ausblick. Neben einem anspruchsvollen kulturellen Rahmenprogramm bot der Kongress den Besucher/innen ein breites Spektrum an Angeboten: Vorträge, Workshops, Austausch in „Salons“. Als neues Format wurde der „Wortwechsel“ eingeführt, in dem je zwei Expert/innen ausgewählte Themenfelder, wie z.B. „Architektur“, „Philosophie“ und „Innovationsentwicklung in Bildungseinrichtungen“ thematisierten, und sich anschließend der Diskussion mit Teilnehmer/innen stellten. Auf den Wegen zu den einzelnen Angeboten und Veranstaltungen boten wieder zahlreiche Aussteller Einblicke in ihre Arbeit und ihre besonderen Unterstützungsangebote.
Der Staatssekretär Thomas Rachel (BMBF) ließ in seiner Rede die Möglichkeit erkennen, dass die bundesweit organisierten Serviceagenturen künftig unter der Federführung der Länder fortgeführt werden könnten. Für Bildung und Forschung stellte er hohe Investitionssummen in Aussicht, wobei offen blieb, in welchem Maße die Ganztagsschulentwicklung von diesen profitieren. Vor diesem Hintergrund und mit Bezug auf die unklaren Ausführungen mahnte Wolf Schwarz aus dem Hessischen Kultusministerium: „Wir dürfen nicht auf halben Wege stehen bleiben, denn viele Schulen, die sich Ganztagsschulen nennen, sind noch keine Ganztagsschulen, weil sie oft nur betreuen“.
Am zweiten Tag standen zwei Hauptvorträge im Zentrum der Veranstaltung.[1] Im ersten referierte Professor Albert Ziegler von der Friedrich-Alexander-Universität in Erlangen-Nürnberg zu dem Thema „Motivationsförderung im Schulalltag“. Ausgehend von neueren Ergebnissen der Lernforschung forderte er dazu auf, die Festsetzung von Leistungszielen zu vermeiden und statt dessen Lernziele zu formulieren und Lernfortschritte zu loben.
Im Anschluss richtete Professor Ludwig Stecher von der Justus-Liebig-Universität in Gießen mit seinem Beitrag „Extended Education. einen vergleichenden Blick auf ausgewählte internationale Bildungssysteme sowie auf deren Erforschung.
Der Gießener Bildungsforscher beteiligte sich auch an der abschließenden Gesprächsrunde zum Thema „10 Jahre Ganztagsschule – Was liegt noch vor uns?“ und betonte, dass die Qualitätsentwicklung von Ganztagsschule dauerhaft durch die Bildungsforschung begleitet werden müsse.
Für die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung resümierte die Leiterin des Begleitprogramms „Ideen für mehr! Ganztägig lernen“ Maren Wichmann, dass es in den letzten 10 Jahren gelungen sei, bundesweit ein differenziertes und leistungsstarkes Unterstützungssystem für die Ganztagsschulen zu etablieren. Im Aufbau wie in der aktuellen Arbeit werde dabei immer wieder mit verschiedenen Partnern zusammengearbeitet und Synergieeffekte genutzt.
In seiner 10-jährigen Geschichte hat sich der Kongress des BMBF und der KMK in Kooperation mit der DKJS zu einem der wichtigsten Termine in der Diskussion um ganztägige Bildung entwickelt. Von Praktikern wie Wissenschaftlern gleichermaßen geschätzt, hat er in diesem Zeitraum enorme innovative Impulse freigesetzt.
Die Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Hessen präsentierte sich auf dem 10. Ganztagsschulkongress in diesem Jahr gemeinsam mit zwei Schulen aus dem Bundesland: der Friedrich-Wöhler-Grundschule mit dem Kinderhaus Landaustraße und der Gesamtschule am Ebsdorfer Grund. Gemeinsam mit ihren Teams stellten die Schulleitungen Frau Schinke und Herr Potthoff interessierten Kongressteilnehmer/innen ihre Pädagogischen Konzepte vor und beantworteten Fragen rund um das Thema „Ganztagsschule“.
Autorin: Gunild Schulz-Gade, Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Hessen
Datum: 11.12.2013
© www.hessen.ganztaegig-lernen.de
Weitere Informationen:
Friedrich-Wöhler-Grundschule mit dem Kinderhaus Landaustraße
Gesamtschule am Ebsdorfer Grund