Drei Fragen an … Annette Silberhorn, Leitung Ganztag an der Valentin-Senger-Grundschule
1. Welche Aufgaben hat eigentlich die Leiterin eines Angebotsträgers im Pakt für den Nachmittag?
Als Mitarbeiterin des Caritasverbandes Frankfurt leite ich die Erweiterte Schulische Betreuung und die Betreuungsangebote im Rahmen des Ganztags bzw. Pakts für den Nachmittag (PfdN) an der Valentin-Senger-Grundschule im Stadtteil Frankfurt-Bornheim.
In enger Kooperation mit der Schulleiterin sind wir Manager des Ganztags.
Meine wichtigsten Aufgaben dabei sind die Entwicklung und Evaluation von konzeptionellen Bausteinen besonders im Hinblick auf eine Verzahnung der Bildungs- und Erziehungsangebote vom Vor- und Nachmittag. Mir obliegt die Personalverantwortung für die pädagogischen und hauswirtschaftlichen Mitarbeiter/-innen, die Verwaltung von finanziellen Mitteln, Netzwerkarbeit im Stadtteil und mit anderen Institutionen sowie zahlreiche organisatorische und verwaltungstechnische Aufgaben, wie z.B. Anmeldeverfahren, Dienstplangestaltung, Materialbeschaffung u.v.m. Ein weiterer wesentlicher Bestandteil ist die Zusammenarbeit mit den Eltern, als Erziehungspartner/-innen der Kinder.
2. Was ist besonders herausfordernd an Ihrer Arbeit?
Zu den Betreuungsangeboten auf dem Gelände der Valentin-Senger-Grundschule zählen die Erweiterte Schulische Betreuung (ESB), der Ganztag (PfdN) und eine Kindertagesstätte.
Das hat den Vorteil, dass eine enge Kooperation zwischen Schule und Kindertagesstätte bereits ab Beginn der Vorschularbeit gestaltet werden kann. Grundlage dieser Kooperation bildet u.a. der Hessische Bildungs- und Erziehungsplan.
In vielen Bereichen arbeiten wir bereits sehr erfolgreich mit dem Team der Grundschule zusammen. So veranstalten wir z.B. gemeinsame Einschulungs-Elternabende oder führen Elterngespräche zum Stand der Schulleistung und zum Entwicklungsstand der Kinder. Lehrer/-innen und die pädagogischen Mitarbeiter/-innen erarbeiten in unterschiedlichen Gremien Grundlagen für eine konzeptionelle Gestaltung von Zeiten, die beide Arbeitsbereiche betreffen, wie zum Beispiel unser Übungszeitenkonzept, ein Pausenkonzept für die Mittagszeit oder die Einführung eines Klassenrates.
Die größten Herausforderungen sehe ich zusammenfassend in:
- der Vernetzung zweier Institutionen mit unterschiedlichen gesetzlichen Grundstrukturen (Schulgesetz und SGB XIII) und dem differenten Fokus auf den Bildungs- und Erziehungsplan.
- der Erarbeitung einer gemeinsamen Haltung der unterschiedlichen Professionen im Hinblick auf die Prioritäten der Förderung von Kompetenzen der Schüler/-innen und auf die Kooperation mit den Erziehungsberechtigten
- der Bereithaltung von qualitativen pädagogischen Angeboten entsprechend den Bedarfen der Kinder für eine große Anzahl von Schüler/-innen mit der derzeitigen finanziellen Ausstattung
- der Organisation und Durchführung einer, für die Erziehungsberechtigten finanziell tragbaren, Ferienbetreuung
3. Hat sich Ihre Arbeit durch die Einführung des Pakts für den Nachmittag verändert?
Durch die mehrjährige Kooperation mit der Schule im Rahmen der ESB hatten wir gute Voraussetzungen für unseren gemeinsamen Start in den Ganztag. Wir konnten auf den bestehenden Kooperationsstrukturen aufbauen. Veränderungen entstanden in erster Linie durch die Erhöhung der zu betreuenden Schülerzahlen und der fehlenden Finanzierung der Ferienbetreuung.
Zusätzliches Personal musste gefunden werden, was bei der derzeitigen Arbeitsmarktlage im pädagogischen Bereich nicht ganz einfach war. Herausforderungen waren neben personellen Fragen auch konzeptionelle Anpassungen wie z.B. Wochen- und Tagesstrukturen abzustimmen sowie die Einrichtung zusätzlicher Räume zu organisieren. Eine weitere Neuerung stellen von der Schule angestellte Lehrer/-innen dar, die sowohl im Schulbetrieb als auch in der Nachmittagsbetreuung eingesetzt werden. Durch den Einsatz in beiden Bereichen sehen wir den Vorteil einer personalen Vernetzung, von der wir eine weitere Annäherung der Professionen im Schul- und Betreuungsteam erwarten. Das gemeinsame Ziel von Schule und Betreuungseinrichtung bleibt das Zusammenwachsen zu einem auf Augenhöhe kooperierendem Ganztagsteam. Ich denke, dass dies u.a. die Basis für die Organisation eines rhythmisierten Ganztages ist, in dem die Schüler/-innen sich wohl fühlen können, um entspannt und motiviert zu lernen.
Ergänzung der Redaktion: Die Erweiterte Schulische Betreuung (ESB) ist in Frankfurt eine hortähnliche Einrichtung der Schulkindbetreuung, die sich auf dem Schulgelände befindet; sie ist gebührenpflichtig. In Frankfurt wird der Pakt für den Nachmittag (PfdN) so umgesetzt, dass der Schulträger – die Stadt Frankfurt – für die Schülerjahrgänge 1 und 2 die ESB anbietet, während für die Jahrgänge 3 und 4 die Landesressourcen zur Angebotsgestaltung eingesetzt werden. ESB und „Ganztag“ gemeinsam bilden den Pakt für den Nachmittag.
Datum: 28.11.2017
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