Ein Bericht von Verena Bandulewitz
In Verbindung mit einer Ganztagsschule liest man immer wieder, dass die Verzahnung von Vor- und Nachmittag ein wichtiger Punkt ist. Das klingt auch logisch, denn die Kinder bleiben bis in den Nachmittag in der Schule, das einzige was sich ändert, ist das Personal. Unter der Verzahnung verstehe ich persönlich, dass es nicht ausreicht, eine Lehrkraft am Nachmittag für eine AG einzuteilen. Ebenso darf der Nachmittag nicht verschult werden, also Verzahnung bedeutet auch nicht, dass das pädagogische Betreuungspersonal das Mathebuch auf den Tisch legt.
Vielmehr verstehe ich unter Verzahnung, dass Inhalte aus dem Unterricht am Nachmittag aufgegriffen werden und von einer anderen Seite aufgerollt werden. Der Nachmittag hat einen ganz großen Vorteil gegenüber dem Vormittag: Zeit! Der Ganztag an der Valentin-Traudt-Schule geht von Montag bis Donnerstag bis 16 Uhr. Wir haben also viel Zeit, um am Nachmittag Projekte oder Versuche zu machen, für die am Vormittag die Zeit fehlt. Dadurch wird der Ganztag kein Anhängsel vom Vormittag, sondern ein wichtiger Partner! Ziel ist es die Freude am Lernen zu wecken.
Ich würde gerne das ganze an einem Beispiel aus der Praxis erläutern. Wenn das Lehrpersonal sich trifft, um in den Jahrgangsteams die Unterrichtsinhalte für die nächsten Wochen zu planen, klinkt sich jemand vom Ganztag mit ein und hört sich an, was im Unterricht in den nächsten Wochen stattfinden wird. Anschließend überlegt das Ganztagsteam, was man davon im Ganztag umsetzen kann.
Als für den Jahrgang 3 das Thema „Kartoffel“ auf dem Plan stand, haben wir uns die Unterrichtsmaterialien dazu angeguckt. Dabei fiel uns sofort ein Rezept aus dem Tinto-Ordner auf. Die Deutschlehrerin bestätigte mir, dass dieses Rezept ein Teil ihres Unterrichts sein wird.
Die Seite aus dem Tinto-Ordner wurde im Unterricht bearbeitet und das Ganztagsteam hat sich überlegt, was man am Nachmittag damit anfangen kann.
Wir haben gemeinsam eine Einkaufsliste an die Tafel geschrieben und jedes Kind hat es auf einem Zettel notiert. (Verzahnung mit dem Deutschunterricht)
Danach haben wir gemeinsam überlegt, was die einzelnen Zutaten kosten und es addiert. (Verzahnung mit dem Matheunterricht)
Nachdem wir die Liste fertig hatten sind wir einkaufen gegangen und haben anschließend das Gericht in der Schulküche nachgekocht.
So eine Aktion nimmt den ganzen Nachmittag in Anspruch und ist einfach am Vormittag kaum umsetzbar. Daher ist es wichtig, dass der Ganztag an solchen Dingen anknüpft und das Lernen bunter gestaltet. Der Kontakt und der Austausch mit dem Lehrpersonal ist extrem wichtig, dafür müssen keine extra Termine oder Gesprächszeiten her. Das Jahrgangsteam trifft sich an unserer Schule sowieso und jemand vom Betreuungsteam setzt sich einfach dazu. Wir schaffen es natürlich nicht täglich Inhalte aus dem Vormittag in den Nachmittag zu tragen, aber schon alleine zwischendurch so etwas anzubieten hilft den Kindern an unserem Standort die Inhalte aus dem Unterricht zu vertiefen und besser zu verstehen. Ganz nebenbei macht es auch noch Spaß
Verena Bandulewitz