Drei Fragen an … Silke Bell, Fachberaterin für BNE im HKM, Referat I.5, und HKM-Vertreterin in der Zertifizierungskommission BNE-Bildungsträger
1. Was genau bedeutet Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)?
Bildung stellt die Frage der Zukunftsfähigkeit in den Mittelpunkt von Lernen, Unterricht und Schulleben: Wie kann eine gerechte gesellschaftliche Entwicklung gestaltet werden, damit alle Menschen – sowohl gegenwärtig als auch zukünftig lebende Generationen – ein gelingendes und verantwortungsvolles Leben führen können?
Ziel von BNE ist es, Menschen jeden Alters in die Lage zu versetzten, selbstverantwortlich und gemeinschaftlich die verschiedenen Bereiche gesellschaftlichen Zusammenlebens hin zu einer nachhaltigen Entwicklung verändern zu können.
BNE befähigt Menschen einzuschätzen, wie sich das eigene Handeln auf die jetzige und auf zukünftige Generationen und das Leben in anderen Teilen der Welt auswirkt. Sie versetzt Kinder und Jugendliche in die Lage, informierte Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen.
BNE ist kein zusätzliches Thema für den Schulunterricht, sondern eine Möglichkeit, sich Themen aus Umwelt, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft auf handlungsorientierte Weise zu erschließen und dabei bestehende Fächer- und Disziplingrenzen zu überschreiten. So können Heranwachsende lernen, die Gegenwart und Zukunft kritisch und kreativ im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung mitzugestalten.
2. Wofür zertifizieren Sie Bildungsträger für nachhaltige Entwicklung?
Die Umweltbildung sowie das Globale Lernen in Hessen hat sich insbesondere im Verlauf der Weltdekade der Vereinten Nationen von 2005 bis 2014 zu einer Bildung für nachhaltige Entwicklung gewandelt. Die Themen, Inhalte und Methoden sind vielfältiger und bunter geworden, was die Auswahl für die potentiellen Nutzer von Bildungsangeboten schwieriger gemacht hat.
Aus diesem Grund haben sich drei Landesministerien (Kultus, Umwelt und Soziales) zu einer Kommission zusammengefunden und Qualitätskriterien und ein Zertifizierungssystem erarbeitet.
Gemeinsam und unter weiterer Beteiligung des Hessischen Wirtschaftsministeriums vergeben wir seit 2013 das Zertifikat Bildungsträger für nachhaltige Entwicklung. Dieses stellt mit festgelegten Qualitätsstandards einen hohen Bildungsanspruch sicher und gibt so Schulen und Kindergärten Hilfestellung und Transparenz bei der Auswahl geeigneter und qualifizierter Bildungspartner für nachhaltige Entwicklung und ihrer Angebote.
Um das Zertifikat zu erhalten, müssen die Antragsteller im Rahmen einer Selbstevaluation sowie eines Evaluationsgesprächs nachweisen, dass sie mit ihren Angeboten die primären Zielgruppen Schule und Vorschule erreichen und dabei die zu Grunde liegenden Bildungsstandards berücksichtigen. Die Zertifizierung gilt für einen Zeitraum von zunächst drei Jahren. Das Verfahren selbst ist für die Antragsteller kostenlos.
3. Welche Rolle können Bildungsträger für nachhaltige Entwicklung im Angebot einer ganztägig arbeitenden Schule spielen?
Der Ganztag eröffnet den Schulen Freiräume, außerhalb eines festen 45-Minuten-Taktes, unter Umständen auch außerhalb eines Schulgebäudes Lernprozesse mit den Schülerinnen und Schülern anzustoßen. Die Öffnung der Schulen in die weitere Bildungslandschaft und die Kooperation mit außerschulischen Bildungspartnern kann das schulische Angebot bereichern. Die BNE-Expertise der Bildungsträger für nachhaltige Entwicklung ist hierbei eine Chance für die Schulen, ihr Ganztagesangebot qualitativ zu gestalten und in die eigene Schulentwicklung BNE zu implementieren. Und gerade die handlungsorientierten Draußen-Angebote vieler unserer Bildungsträger bereiten den Schülerinnen und Schülern auch großen Spaß!
Datum: 19.11.2021
© www.hessen.ganztaegig-lernen.de
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