Drei Fragen an ... eine Ganztagskoordinatorin

Teaserbild Drei Fragen an ...Drei Fragen an … Carola Humpe, Erzieherin und Ganztagskoordinatorin für die Grundschule im Pakt für den Nachmittag an der Friedrich-Fröbel-Schule Viernheim (Grund- und Mittelstufenschule) und Referentin für das Berufsbildungsseminar e.V. Landau

1. Welche Aufgaben hat eigentlich eine Ganztagskoordinatorin?

Meine Arbeit als Ganztagskoordinatorin an der Friedrich-Fröbel-Schule in Viernheim, einer Grundschule im Pakt für den Nachmittag, wird durch die Interessen und Anforderungen der verschiedenen Personengruppen im Ganztag der Schule bestimmt.

Schulleitung, Lehrerkollegium, Schüler/-innen, Eltern und Kooperationspartner haben einen Anspruch auf einen optimalen Ablauf des Ganztages an der Schule.Die enge Zusammenarbeit mit der Schulleitung und den Arbeitsgruppen und deren aktive Unterstützung bei der Umsetzung und Weiterentwicklung des Pakts für den Nachmittag an der Schule gehört zu meinen wichtigsten Aufgaben.

Überlegungen zur Rhythmisierung des Schulvormittages, die Akquise von außerschulischen Kooperationspartnern, die Planung, Organisation und Verwaltung der Sachkostenbudgets einzelner AG-Angebote am Nachmittag, die Planung und Qualitätssicherung der Mittagsversorgung in der Mensa, Überlegungen und Maßnahmen zur Einbindung der Grundschülerbetreuung bei der Verzahnung von Schule und Betreuung im Pakt für den Nachmittag oder der Austausch mit der Stadtjugendförderung an unserer Schule sind einige Beispiele meiner Arbeit als Ganztagskoordinatorin.

Zu meinen Aufgaben gehört darüber hinaus auch die regelmäßige Teilnahme an Veranstaltungen der Schule, zum Beispiel an Info- Abenden für die Eltern, Sitzungen mit Schulträgern, Vertretern der Kommune oder anderer Institutionen. Dazu kommen der Austausch mit anderen Einrichtungen bei Netzwerktreffen und Hospitationen an Schulen mit ähnlichem Konzept.

Als Ganztagskoordinatorin bin ich Ansprechpartnerin der verschiedensten Interessensgruppen, die mit dem Ganztag in Verbindung stehen. Dabei muss ich einerseits die Organisation des gesamten Ablaufes des Ganztageskonzeptes im Auge behalten - immer mit dem Ziel, die Qualität der Ganztagsschule zu gewährleisten, mich gleichzeitig aber auch um die Belange und Zufriedenheit der einzelnen Akteure bemühen.

2. Was macht Ihnen an Ihrer Arbeit am meisten Freude?

Ich habe an meiner Schule 21 Jahre die Grundschülerbetreuung geleitet und bin, außer meiner Arbeit als Ganztagskoordinatorin, auch im Sachkundeunterricht in der Forscherwerkstatt der Grundschule tätig. Das erlaubt mir, einen Blick aus verschiedenen Perspektiven auf den Ganztag der Schule zu werfen. Gleichzeitig bedeutet es für meine Tätigkeit als Koordinatorin, auch praktische Erfahrungen, Ideen und Anregungen einbringen zu können.

Durch die Aufgabe, auch außerschulische Kooperationspartner für schulische AG-Angebote zu gewinnen, ergibt sich außerdem eine schöne und sinnvolle Möglichkeit, auch städtische Vereine an unsere Schule anzubinden, und so den Nachwuchs der Vereine zu fördern, da viele Schüler/-innen durch den langen Ganztag an der Schule aus zeitlichen oder organisatorischen Gründen nicht mehr in einem Verein aktiv sein können. Für die Kinder ist die Einbindung von Vereinen an der Schule ein Gewinn, da gerade Bewegung und Sport im Ganztagskonzept oft zu kurz kommen. Außerdem erhalten sie die Möglichkeit, vielfältige, ihnen oft unbekannte Vereinsangebote kennenzulernen.

Ich habe große Freude daran, als Netzwerkerin und Ansprechpartnerin den Ganztag mitzugestalten, damit die Schule von allen Beteiligten als gemeinsamer Lebens- und Lernort angenommen wird und der Pakt für den Nachmittag mit der Bereitstellung der Ressourcen, die er mit sich bringt, als Gewinn empfunden wird. Der Austausch auf vielen Ebenen und mit den unterschiedlichsten Institutionen empfinde ich als Bereicherung meiner Arbeit - nicht immer einfach, aber spannend und interessant.

3. Wie hat sich Ihre Rolle durch den Pakt für den Nachmittag verändert?

Da ich schon vor meiner Arbeit als Ganztagskoordinatorin in die Planung des Pakts für den Nachmittag an meiner Schule eingebunden war, habe ich hautnah miterlebt, wie wichtig die frühzeitige Einbindung aller Beteiligten und die Transparenz des geplanten Konzeptes des Bildungs- und Betreuungsangebotes ist, damit die Umsetzung des Pakts für den Nachmittag überhaupt erfolgreich gelingen kann. Deshalb war und ist für mich auch der Austausch mit Fachberatern und der Serviceagentur „Ganztägig Lernen“ und deren Unterstützung in jeder Planungsphase wichtig und wertvoll.

Durch die Aufgabe, den Pakt für den Nachmittag an meiner Schule zu unterstützen, hat sich zwar meine Rolle an der Schule nicht grundsätzlich verändert, aber meine neuen Tätigkeiten haben mich gelehrt, dass es Zeit, Geduld, Überzeugungsarbeit und intensiven Informationsaustausch bedarf, bis Schulentwicklungsprozesse greifen. Als Ganztagskoordinatorin im Pakt für den Nachmittag hat sich auch noch einmal mein Blick auf das Kind im teilweise sehr langen Schultag geändert - ist es doch vormittags dasselbe Kind wie am Nachmittag, nur die Profession der Personen um das Kind herum ändern sich. Im besten Fall schafft man durch die multiprofessionelle Verzahnung zwischen Schule und Betreuung und ein gemeinsam entwickeltes pädagogisches Konzept eine Ganztagsschule, die vor allem vom Schulkind als vielfältiger Lebensraum empfunden und dementsprechend genutzt wird.
 

Datum: 18.11.2016
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