Kooperation an Schulen im Pakt für den Nachmittag gestalten

Wie kann die Verzahnung von Schule und Betreuung und damit der ganzheitliche Blick auf jedes Kind gelingen? Und wie lässt sich die eigene Rolle im Spannungsfeld vielseitiger Erwartungen definieren und ausgestalten? Diese Fragen standen im Mittelpunkt der Fortbildung zum Thema „Kooperation an Schulen im Pakt für den Nachmittag gestalten“ am Staatlichen Schulamt in Rüsselsheim.

Ein Bericht von Christine Küch

Mit dem Ausbau von ganztägigen schulischen Angeboten im Rahmen des Paktes für den Nachmittag arbeiten Schule und Betreuung mehr denn je in enger Verzahnung miteinander. Damit eine Kooperation gelingt, ist es unabdingbar, sowohl seitens der Schulleitung und der Lehrkräfte als auch seitens der Betreuungskräfte Erwartungen und Zielsetzungen zu formulieren und ein gemeinsames Selbstverständnis zu entwickeln. Einen Austausch zu diesem Thema zu ermöglichen und gleichzeitig Maßnahmen für eine wirksame Zusammenarbeit auf Augenhöhe vorzustellen, waren die Ziele einer Fortbildung, die die Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Hessen zum Schwerpunktthema „Kooperation“ am 10.10.2016 im Rahmen der Qualifikationsreihe für Schulen im Pakt für den Nachmittag für die Region Süd anbot.

Nach einem einleitenden Input arbeiteten die Teilnehmenden gemeinsam mit der Referentin Carola Humpe, die als Erzieherin und Ganztagskoordinatorin an der Friedrich-Fröbel-Schule in Viernheim tätig ist und als Referentin auch für das Berufsbildungsseminar e.V. Landau regelmäßig Workshops zu den Themen Kooperation und Rhythmisierung leitet, in Kleingruppen zu folgende Themen:

  • Welche Erwartungen müssen Sie als Schulleitung, Lehrkraft oder Betreuungskraft im Ganztag erfüllen? Welche Erwartungen hat die Schule an die Betreuung? Welche die Betreuung an die Schule? Und was wird seitens der Kinder und Eltern erwartet?
  • Wo stehen wir als Schule zum jetzigen Zeitpunkt? Welche Maßnahmen für eine gelungene Kooperation und Verzahnung werden an der eigenen Schule bereits erfolgreich umgesetzt? An welchen Punkten entwickelt die Schule ihre Konzepte weiter und wo wird Unterstützung benötigt?

Die Ergebnisse der Arbeitsgruppen wurden im Plenum vorgestellt und vertiefend diskutiert. „Im Erleben von Kindern sind Lernen und non-formale Bildung mit ergänzenden Angeboten keine voneinander getrennten Tätigkeitsformen“, betonte die Referentin Carola Humpe in der Diskussion mit den Teilnehmer/-innen, die zumeist in Schulteams bestehend aus Schulleitung und Lehrkräften sowie Mitarbeiter/-innen der Betreuungseinrichtungen bzw. der Kooperationspartner zu der Fortbildungsveranstaltung gekommen waren. An Ganztagsschulen bestehe die Möglichkeit, in multiprofessionellen Teams das formale Lernen mit vielfältigen Angeboten zu verknüpfen, doch die Grundlage dafür sei das Wissen um die Inhalte und Abläufe in den Arbeitsbereichen der verschiedenen Akteure im schulischen Ganztag. Carola Humpe berichtete aus ihrer eigenen Praxis, dass ein schriftlich ausgearbeiteter Kooperationsvertrag mit gemeinsamem Leitbild möglichst von Anfang an als Grundlage für die gemeinsame Arbeit dienen sollte, und gab wertvolle Hinweise, welche Gestaltungsmöglichkeiten es im Rahmen der Zusammenarbeit von Schule und Betreuung gibt.

Auch im Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen der anderen Schulen erhielten die Teilnehmenden vielfältige Anregungen: So können gegenseitige Hospitationen dazu beitragen, dass die unterschiedlichen Professionen im schulischen Ganztag mehr über die Aufgabenbereiche der jeweils anderen lernen und auch ein Verständnis für die Herausforderungen, die die Lehrkräfte bzw. die pädagogischen Fachkräfte meistern müssen, entwickeln. Ein regelmäßiger Jour Fixe von Schul- und Betreuungsleitung zwecks Austausch und Reflexion, gemeinsame pädagogische Tage sowie gemeinsam besuchte Fortbildungen und die Beteiligung aller Professionen an der schulischen Steuergruppenarbeit, an Info-Elternabenden und bei Elterngesprächen sind weitere Möglichkeiten, die Arbeit im Team zu gestalten. Insbesondere gelte es, in der täglichen Arbeit, d. h. bei der Festlegung von Inhalten und Abläufen (z. B. der Vereinbarung von verbindlichen Präsenzzeiten der im Pakt für den Nachmittag angemeldeten Kinder, etc.), „an einem Strang zu ziehen“.

Im Rahmen der Qualifikationsreihe für Schulen im Pakt für den Nachmittag wird die Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Hessen die Fortbildungsveranstaltung „Kooperation an Schulen im Pakt für den Nachmittag gestalten“ in 2017 auch in den Regionen Nord, Mitte und Rhein-Main anbieten.
 

Autorin: Christine Küch, Serviceagentur „Ganztägig lernen“ Hessen
Datum: 19.12.2016
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