Bericht Fortbildung "Rhythmisierungsmodelle und Lernzeitkonzepte für Gymnasien"

Den Schulalltag im Ganztag sinnvoll rhythmisieren und Lernzeiten einführen? Ja gern! Bleibt die Frage, wie dies sinnvoll gestaltet und organisiert werden kann.

Dieser Fragestellung folgend kamen am 19.09.19 im Gewerkschaftshaus in Frankfurt 43 Fortbildungsteilnehmer*innen aus weiterführenden Schulen unterschiedlicher Schulformen, Ganztagsprofile und Professionen zusammen, um gelungene Praxismodelle ganztägig arbeitender Gymnasien kennenzulernen und mit Praxisexpert*innen zu diskutieren.

Den Tag eröffnete Lernzeiten-Expertin Gunild Schulz-Gade, die sich in ihrem Impulsvortrag „Von Hausaufgaben zu Lernzeiten“ dem Thema Lernzeiten sowohl retrospektiv als auch perspektivisch näherte.

Nach dieser thematischen Einstimmung gehörte die Bühne vier ganztägig arbeitenden Gymnasien aus verschiedenen Regionen, die dem interessierten Publikum ihre praxiserprobten Konzepte vorstellten:

Zunächst wandte sich die Blickrichtung gen Norden. Dr. Lothar Schöppner, Schulleiter des Friedrichsgymnasiums in Kassel, stellte dessen Lernzeitenkonzept vor: Im „LernZeit-Forum“, dass als Förder-und Forderband im Nachmittag angeboten wird, können sich Schüler*innen der Jahrgänge 5-9 ihren Bedürfnissen entsprechend für je ein Halbjahr einwählen. So entstehen altersgemischte Gruppen, die von Lehrenden betreut werden. Das „Lernzentrum“ bietet Lernenden der Jahrgänge 5-7 die Möglichkeit, sich von Oberstufenschüler*innen in Kernfächern unterstützen zu lassen. Diese „Qualifizierte Nachhilfe“ findet in kleinen Gruppen statt und wird fach- und bedarfsbezogen angeboten. http://www.fg-kassel.de

Ganztagskoordinatorin Nicole Guthier vom Goethe-Gymnasium Bensheim beleuchtete die Lernzeiten an ihrer Schule, die in Form gebundener Lernzeitklassen für die Klassenstufen 5 und 6 im Schulkonzept verankert sind. In sog. „Lernzeitinseln“, die als eine zusätzliche Stunde in den Hauptfächern in den Plan der Schüler*innen integriert sind, werden die Schüler*innen durch Fachlehrer*innen betreut und nach dem Grundsatz des selbstorganisierten Lernens gefördert. https://www.goethe-bensheim.de

Der dritte Vortrag bot einen Blick über den hessischen Tellerrand hinaus und befasste sich mit dem Thema Rhythmisierung. Annelie Richter, die jüngst pensionierte Schulleiterin der Edith-Stein-Schule in Bretten, stellte die Idee und die Umsetzung einer Periodisierung nach finnischem Modell vor.  Die „ESG“ Bretten entschied sich nicht nur für die Modifizierung der Rhythmisierung innerhalb des Schultages, sondern nahm das gesamte Schuljahr in den Blick. So entstand in jahrelanger intensiver Arbeit eine Periodisierung des Schuljahres in vier Quartale sowie die Rhythmisierung der Unterrichtssequenzen im „60-90-Minuten-Takt“.  https://esg-bretten.de/home.html

Zum Abschluss folgte die Vorstellung des in Rhythmisierungsmodells der Carl-Schurz-Schule in Frankfurt. Schulleiter Hans-Ulrich Wyneken berichtete, wie die Abkehr von der althergebrachten 45-Minuten-Taktung hin zu einer Gliederung des Schultages in 65-Minuten-Perioden den oft hektischen Alltag von Schüler*innen und Lehrer*innen spürbar entspannt und so Raum für alternative Formen des Unterrichts und eine tiefergehende Bearbeitung der Lerninhalte lässt. https://www.carl-schurz-schule.de

Nach diesen Kurzvorstellungen fanden die Teilnehmenden nun die Gelegenheit, sich im Word Café an Thementischen intensiv mit den Schulen ihres Interesses auseinanderzusetzen, sich mit Referent*innen und Kolleg*innen auszutauschen, verschiedene Konzepte zu diskutieren und Nachfragen zu stellen. Dabei ergab sich ein reger Austausch, der auch Zeit für Vernetzung zwischen den einzelnen Schulen bot.

Nach einer kurzen Abschlussreflexion im Plenum endete der Fortbildungstag um 17.00 Uhr – die erlangte Inspiration und die Erkenntnisse des Tages werden aber sicher noch lange nachhallen und weiter in die Schullandschaft in Hessen getragen werden.